Offiziell ist er eigentlich schon im Ruhestand, ab September allerdings erst so richtig. Für Ulrich Kaiser, Einrichtungsleiter des „Haus Hubwald“, neigt sich ein aufregendes Berufsleben seinem Ende zu. Obwohl er sich bereits seit dem ersten Juni in Rente befindet, sicherte er Thomas Dane, dem Vorstandsvorsitzenden des Schwesternverbands, noch für drei weitere Monate seine Dienste zu, damit der bevorstehende Leitungswechsel möglichst reibungslos vonstattengeht.
Ganz so reibungslos verlief es für Ulrich Kaiser und die Einrichtung in Eppelborn gerade in seinen letzten Dienstjahren nicht. Die Corona-Pandemie ist zwar inzwischen weitestgehend abgeflacht, im „Haus Hubwald“ und bei Ulrich Kaiser jedoch noch lange nicht vergessen. Drei Jahre lang stellten das Virus und die damit einhergehenden Maßnahmen das Team vor enorme Herausforderungen. Gleich mehrere Ausbrüche gab es in der Einrichtung zu beklagen, bei denen sich sowohl das Personal als auch die Bewohner*innen infizierten. Für Kaiser, der selbst drei Mal an dem Virus erkrankte, eine Zeit, die viel Ratlosigkeit, Stress und auch Verzweiflung mit sich brachte. „Der Horror pur“, wie es der 63-Jährige zusammenfasst.
Doch diese letzten noch sehr präsenten Jahre werden rückblickend von einer tollen und glücklichen beruflichen Karriere übertrumpft, auch wenn deren Verlauf ursprünglich etwas anders geplant war. Damals absolvierte Kaiser seine Ausbildung zum Krankenpfleger in Trier, wo er anschließend bis 1988 arbeitete. Dann wechselte er zu einem Klinikum in Saarbrücken – und damit nicht nur seinen Arbeitgeber, sondern auch seinen Wohnsitz. Der Liebe wegen zog es den Besseringer nach Eppelborn, wo er Vater von zwei – inzwischen erwachsenen – Kindern wurde und auch heute noch gemeinsam mit seiner Frau lebt. Gerne wäre er im Klinikum in die Intensivpflege eingestiegen, wurde aber von der Leitung immer wieder vertröstet. 1993 entschied er sich dazu in seiner Freizeit und auf eigene Kosten, eine Ausbildung zum Pflegedienstleiter zu beginnen. Wenig später kam der heutige Einrichtungsleiter dann zum Schwesternverband. Eigentlich bewarb er sich bei dem damaligen Altenpflegezentrum in Waldmohr, landete dann jedoch zunächst im Pflegezentrum in Idar-Oberstein. Drei Jahre später übernahm Kaiser die freigewordene Stelle als Pflegedienstleiter im „Haus Hubwald“ – damals geleitet von Liesel Weisgerber, von der er selbst viel gelernt habe. Für den zugezogenen Eppelborner optimal. Nach der Amtszeit von Weisgerber und einer nur kurzweiligen Neubesetzung im Anschluss, bildete er ab Januar 2013, gemeinsam mit Marianne Diwersy, die Leitungsspitze der Einrichtung. „Eine sehr gute Zusammenarbeit“, betont Kaiser. Seit Beginn des Jahres 2023 füllte Kaiser diese Funktion alleine aus, da Marianne Diwersy bereits im letzten Jahr die Rente angetreten hatte.
Ein Werdegang dieser Art war von Kaiser selbst nicht direkt beabsichtigt: „Für mich stand immer im Vordergrund, mit den Menschen zu arbeiten. In den letzten Jahren wurde die Bürokratie dann doch immer mehr und der Kontakt zu den Menschen selbst wurde dadurch weniger“, gesteht er. Bereuen würde er dennoch nichts. Egal in welcher Position, er habe immer gerne im „Haus Hubwald“ gearbeitet. „Viele Bewohner kenne ich schon lange und es war immer mein Anliegen, dass es allen gut geht.“ Und zum Wohlbefinden der Belegschaft leistete Ulrich Kaiser einen erheblichen Beitrag. Kein Wunder, dass ihm der bevorstehende Abschied schwer fällt. Der Kontakt zu den Bewohner*innen war in vielen Fällen weitaus mehr als nur rein beruflich bedingt und wurde auch durch gemeinsame Freizeit, wie beispielsweise Grillabende im eigenen Garten, geprägt.
Für Kaiser geht der Blick in die Zukunft dennoch nach vorn. Mit der vielen, bald neugewonnen Freizeit weiß er auch schon bereits so Einiges anzufangen. So wartet an seinem Haus und dem größeren Gartengelände schon viel Arbeit auf ihn: „Dafür war in den letzten Jahren nicht so viel Zeit“, räumt er ein. Des Weiteren hofft er darauf, wieder etwas mehr Zeit für seine große Leidenschaft zu haben, das Tischtennisspielen. Schon so manche*r Bewohner*in erhielt von ihm lehrreiche Übungsstunden. Als großes Highlight seines Ruhestandes steht allerdings der Jakobsweg an, den er von Porto aus bestreiten möchte. Das habe er sich fest vorgenommen. Dafür wünschen wir ihm schon jetzt ganz viel Spaß und Erfüllung.
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